Der Ursprung des Konzepts
Die Idee, Zimmerpflanzen zur Reinigung der Luftqualität einzusetzen, wurde erstmals in den 1980er Jahren von der NASA eingeführt. Dr. Wolverton leitete die Forschung zur Verbesserung der Luftreinigung in Raumfähren und führte zur Entdeckung spezifischer Zimmerpflanzen, die unter kontrollierten Laborbedingungen zwischen 30 % und 90 % der Luftschadstoffe einfangen könnten.
Diese Pflanzen erwiesen sich als wirksam bei der Absorption schädlicher Verbindungen wie Kohlenmonoxid (CO), Formaldehyd, Ammoniak, Toluol, Xylol, Trichlorethylen und Benzol. Einige dieser Schadstoffe sind im Zigarettenrauch und in Haushaltsreinigern enthalten.
Zahlreiche Zimmerpflanzen gelten als „umweltfreundlich“, darunter Spathiphyllum, Ficus, Pothos, Chlorophytum, Palmen, Farne, Philodendren und Anthurium. Diese Pflanzen, deren Wurzeln und Blätter aus lebenden Mikroorganismen bestehen, wandeln Schadstoffe in organische Produkte um, die sie als Nahrung verwenden.
Die Wissenschaft hinter dem Konzept
Im Jahr 2010 zielte das vom Indoor Air Quality Observatory initiierte Phytair-Programm darauf ab, unser Verständnis über die Fähigkeit von Pflanzen zur Luftreinigung zu vertiefen. Das Programm erkannte, dass Haushaltsgegenstände wie agglomerierte Holzmöbel, Farben, Klebstoffe, Lacke, Lösungsmittel, Lufterfrischer, Beläge, Reinigungsmittel und Teppiche giftige flüchtige organische Verbindungen (VOCs) freisetzen. Diese chemischen Verbindungen können die Lunge schädigen und verschiedene Gesundheitsprobleme, einschließlich Kopfschmerzen, verursachen.
Testen unter realen Bedingungen
Das Phytair-Programm führte auch Tests unter realen Bedingungen durch, die die Wirksamkeit dieser Pflanzen bei der Verbesserung der Raumluftqualität leider nicht bestätigen konnten. Die Reinigung der Luft war bei einer realistischen Anzahl von Pflanzen in einem Raum nahezu vernachlässigbar.
Daher meinte Joëlle Colosio, Leiterin des Luftqualitätsbewertungsdienstes bei Ademe, dass die Bereitstellung eines Labels für die „Luftreinigungskapazität“ für eine Anlage „weitgehend verfrüht“ erscheint.
Mögliche Nebenwirkungen der „Entgiftung“ von Pflanzen
Auch wenn Zimmerpflanzen ästhetisch ansprechend sind und einen Hauch von Natur in unsere Wohnräume bringen, könnten sie potenziell negative Auswirkungen haben, insbesondere für Menschen mit Allergien. Einige Pflanzen geben allergene Pollen ab, während andere allergenen Saft haben. Zudem ist die Blumenerde reich an Schimmelpilzen, deren Sporen Allergien auslösen können. Schließlich können auch Pflegemittel für Zimmerpflanzen zur Luftverschmutzung beitragen.
Um sich vor Umweltverschmutzung zu schützen, empfiehlt es sich, sich mit einem wirksamen Luftreiniger auszustatten, den Zimmerpflanzen nicht ersetzen können.
Funktionieren „umweltfreundliche“ Pflanzen wirklich?
Studien haben gezeigt, dass diese Pflanzen zwar unter Laborbedingungen beeindruckende Reinigungseigenschaften aufweisen, in realen Situationen jedoch nicht so gut funktionieren. Die Diskrepanz ergibt sich aus der Tatsache, dass in einer tatsächlichen Innenraumumgebung die Schadstoffkonzentration im Allgemeinen niedriger, das Luftvolumen größer und die Lufterneuerung weniger kontrolliert ist.
Die Fähigkeit der Zimmerpflanzen, Schadstoffe aufzunehmen, wird auch von Faktoren wie der Blattoberfläche, der Dichte des Blattwerks, dem Substrat und seinen Mikroorganismen sowie der Luftfeuchtigkeit beeinflusst.
Die Realität der Luftverschmutzung in Innenräumen
Die Realität ist, dass die Luftverschmutzung in Innenräumen ein komplexes Problem ist, das nicht durch Zimmerpflanzen allein gelöst werden kann. Einflussfaktoren sind die Vielfalt und Konzentration der Schadstoffe, die Größe und Belüftung des Raumes sowie die Anzahl und Art der Pflanzen.
Die neuesten Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Sie in Ihrem Zuhause zwischen 10 und 1000 Pflanzen pro Quadratmeter benötigen, damit sie einen signifikanten Einfluss auf die Raumluftqualität haben. Selbst bei der niedrigeren Schätzung würden zehn Pflanzen pro Quadratmeter nicht viel Wohnraum lassen.
Das Urteil
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zimmerpflanzen zwar zu einer gesunden und ästhetisch ansprechenden Umgebung beitragen, die Luftqualität jedoch nicht wesentlich verbessern. Stattdessen wird empfohlen, sie mit anderen Maßnahmen zur Verbesserung der Raumluftqualität zu kombinieren, wie z. B. einer ordnungsgemäßen Belüftung, dem Einsatz von Luftreinigern und der Reduzierung von Schadstoffquellen.
Abschluss
Auch wenn Zimmerpflanzen die Luftqualität in unseren Häusern und Büros nicht wesentlich verbessern, verbessern sie auf jeden Fall die Ästhetik unserer Wohnräume und sorgen für einen Hauch von Natur, den viele als beruhigend und angenehm empfinden. Es ist jedoch wichtig, ihre Grenzen zu verstehen und sich nicht darauf zu verlassen, dass sie die primäre Lösung für die Luftverschmutzung in Innenräumen sind.
Als Verbraucher müssen wir gut informiert und vorsichtig sein, wenn es um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden geht. Auch wenn Zimmerpflanzen ihre Vorteile haben, sind sie kein Wundermittel gegen Luftverschmutzung. Der Schlüssel zur Verbesserung der Luftqualität in Innenräumen liegt in einer Kombination von Maßnahmen, darunter richtige Belüftung, Reduzierung von Schadstoffquellen und der Einsatz von Luftreinigern.